Das Gewicht aller Dinge, Buchbesprechung im
WIR Magazin Groß-Gerau, Nr. 304 vom 25. April 2021
Auszug:
"Britta Röders neuer Roman beginnt mit Sätzen voller Poesie, die mich schwärmen lassen. Ein paar Beispiele? Da ist zu lesen: „Ein Moment, in dem alles um sie herum im Einklang steht. So perfekt wie nur eine Illusion sein kann“. Oder: „Inzwischen hat der Nachmittag seinen goldenen Zenit überschritten. Es wird Zeit, Pläne für den Abend zu schmieden“. Oder: „Völlig benommen erreichen sie einen einsamen Feldweg und laufen Hand in Hand in das blühende Wiesengrün“. Wie in einem Kinofilm hat man das Gefühl, ganz nahe mit dabei zu sein. Da ist eine Autorin zu Gange, die sehr sensibel mit Sprache umzugehen weiß. Für mich rückt beim Lesen die erzählte Geschichte in den Hintergrund. Ich nehme als Leser zwar zur Kenntnis, dass es um Erinnerungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs geht. Aber mir genügt es bereits, mich an den wie an einer Perlenschnur gereihten, bildhaften Sätzen zu erfreuen.
Auf dem Klappentext lese ich über die Romanheldin: „Je tiefer sie in die Leben der anderen eintaucht, desto intensiver kommt sie dem Leben selbst auf die Spur“. Ob ihr das gelingt, muss jeder Leser für sich entdecken und entscheiden. Britta Röder hat nach ihrem 2011 erschienenen Roman „Die Buchwanderer“ neuerlich ein Buch vorgelegt, das nicht nur ihre bisherigen Lesefans erfreuen dürfte. Aus meiner Sicht ist es eine Neuerscheinung, die durchaus auch in der Literatur-Beilage der FAZ, die den Titel trug „Die Bücher des Frühlings“, hätte Erwähnung finden können, nein müssen.
Lesern des WIR-Magazins, die Britta Röders Kolumnen-Texte „Zwischen den Zeilen“ sicher noch in bester Erinnerung haben, ist auch die Lektüre ihres neuen Romans „Das Gewicht aller Dinge“ nur zu empfehlen."
von W. Christian Schmitt
Echo Riedstadt vom 5.5.2021
Auszug:
„ (…) Dass sie ein sicheres Gespür für Worte hat, die sie ebenso behutsam wie genau zu setzen versteht, bezeugt ihr neuer Roman, erschienen im Frankfurter Größenwahn-Verlag. Auf 200 Seiten erzählt die Autorin von Glück und Leid des Lebens, von der Suche nach Sinn und dem Hadern mit vermeintlicher Sinnlosigkeit. Mehrere Erzählstränge werden zusammengeführt, teilen Traum, Erinnerung und Gegenwart der Figuren mit, durchwandern Zeitebenen, um in einer zentralen Erkenntnis zu kulminieren: „Nichts ist weniger himmlisch als die Liebe. Leben heißt, Liebe und Tod, Gewinn und Verlust, Glück und Trauer, alles und nichts. Wer lebt, besitzt keine Wahl.“
Mit der Protagonistin Angelica, einer jungen Frau, die im wahrsten Wortsinn vom Himmel gefallen zu sein scheint und wie aus dem Nichts den Roman betritt, schafft Röder eine Lichtgestalt, die den Leser an die Hand nimmt. Wie ein Kristall ist sie der Reflektor des Lebens derer, die ihr begegnen. Alle Türen zu den Herzen öffnen sich ihr.
Ordnend und zuhörend greift diese Engelsfigur leise ins Leben ein. Doch je mehr Angelica sich dem Irdischen verbindet, um so menschlicher fühlt und handelt sie selbst: Glück, Schmerz und Sehnsucht ziehen sie ins Leben hinein. Das Ende des Buches kehrt zum Anfang zurück. Wie in einem Zauberspiegel schlägt die Geschichte eine Rolle rückwärts, Fiktion übertrumpft die Realität und spendet himmlischen Trost, indem sie das Unerträgliche des Lebens korrigiert.
Was ist bloßer Traum, was Wirklichkeit? Der Schicksalsfaden wird neu gesponnen. Mit dem poetischen Unterton ihrer Sprache bewahrt die Autorin Respekt vor dem Unsagbaren, spiegelt uns das Geheimnisvolle. Es bleibt ein unerklärbarer Rest und „Das Gewicht aller Dinge“ führt den Leser geradewegs zu eigenen, existentiellen Fragestellungen zurück.
(…)
2011 hatte Britta Röder ihren ersten Roman „Die Buchwanderer“ vorgelegt, „Zwischen den Atemzügen“ heißt der zweite von 2014. „Die Suche nach sich selbst und nach dem Sinn, den man seinem Leben gibt, ist das zentrale Thema meines Schreibens“, sagt Röder. Fürs Schreiben reserviere sie sich feste Zeiten, denn: „Disziplin ist wichtig. Tür zu und an den PC gehen.“ Sie schreibe langsam, wisse um das Gewicht der Worte, sagt sie. Dass Ideen Zeit brauchen, um zu reifen, ist Röder, die Geschichte, Literatur und Sprachwissenschaft studierte, bewusst: „Nicht alles, was ich schreibe, geht an einen Verlag.“
von Charlotte Martin
Frankfurter Rundschau vom 19.5.2021
Auszug:
" (...) Mit ihrem neuen Werk gelingt es der aus Riedstadt im Kreis Groß-Gerau stammenden Autorin von der ersten Seite an Spannung aufzubauen und tiefe Gefühle beim Lesen zu wecken. Ein Buch, das einen aufsaugt und alleine wegen seiner detailreichen, lebendigen Sprache Vergnügen bereitet."
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aus Darmstädter Echo vom 23.Februar 2013
"Hier schwimmen die Worte im Wasser" - Bericht über die Lesung im Jugendstilbad
"Schummriges Licht, in der Kuppel verhallendes Plätschern, wohlige Wärme – die blaue Solegrotte des Jugendstilbades, Ort der Entspannung und des Sich-Treiben-Lassens, bildete
erstmals die Kulisse für eine literarische Lesung. Die in Riedstadt lebende Autorin Britta Röder stellte ihr 2011 veröffentlichtes Erstlingswerk „Die Buchwanderer“ vor.
„Ich war schon überrascht von der Anfrage, in einem Schwimmbad eine Lesung zu machen“, erzählt die in Mainz aufgewachsene Romanistin. „Aber dann war ich von der Idee sehr angetan. Vor allem, weil die
Solegrotte ein abgeschirmter Bereich ist und damit eine Parallele zur Literatur besteht. Ein Buch zu lesen bedeutet ja auch, sich auf eine in sich abgeschlossene Welt einzulassen.“
Das Besondere der auf zwei Stunden angelegten Buchvorstellung war nicht nur, dass die Zuhörer Badebekleidung trugen und sich entspannt in dem 34 Grad warmen Wasser treiben ließen. Der Clou war zudem:
Britta Röders Stimme war via Lautsprecheranlage auch unter der Wasseroberfläche zu hören.
„Wir wollten unseren Gästen eine Attraktion bieten, bei der die Entspannung im Vordergrund steht“, sagt Simon Nothhelfer, Betriebsleiter des Jugendstilbades. Dafür sei die Solegrotte schließlich da.
„Und so hat sich dann die Idee mit der Lesung entwickelt.“ Die Stadtbibliothek vermittelte den Kontakt zu Britta Röder. Und die freute sich, ihren Roman erstmals in Darmstadt vorstellen zu
können.
Dazu hatte sie ihre Geschichte über ein in die Welt Shakespeares, Puschkins und Cervantes eintauchendes Liebespaar in rund fünfzehnminütige Abschnitte unterteilt – damit später kommende
Grottenbesucher ebenfalls problemlos nicht nur ins Wasser, sondern auch in die Lesung einsteigen konnten.
„Natürlich haben wir vorher getestet, dass man unter wie über Wasser alles gut verstehen kann“, erklärt Simon Nothhelfer. Zwar mussten zu Beginn der Lesung noch ein paar Feinjustierungen an der
Lautsprecheranlage vorgenommen werden, um kurze Aussetzer zu beseitigen, doch dann lief alles wie am Schnürchen.
Britta Röder, die es sich am Beckenrand gemütlich gemacht hatte, war unter Wasser sogar besser zu hören, als über Wasser, wo sich ihre Stimme mit Plätschergeräuschen vermengte. Eine Herausforderung
für sie war, dass sie ihre Zuhörer in dem schummrigen Dämmerlicht nicht gut sehen konnte. „Dass ich keine Reaktion wahrnehmen kann, ist für mich ganz ungewohnt“, sagt sie.
Da kam der Kommentar einer Besucherin gerade richtig: „Das ist ja mal was ganz anderes. Als ich von der Lesung hörte, hab ich mich spontan entschlossen, hinzugehen. Vor allem finde ich die Geschichte
ausgesprochen spannend.“ "
kaw
Mainz - Ihr mädchenhaftes Lächeln, die Smaragdaugen, die Art, wie sie sich bewegt ... Ron ist hingerissen von der jungen Frau, die er versehentlich in der Straßenbahn anrempelt.
Er muss sie kennen lernen. Mit klopfendem Herzen folgt er ihr bis in die städtische Bibliothek, bis in die schmalen Schluchten aus Büchern, wo sie plötzlich spurlos verschwindet. Zurück bleibt nur ein schmaler Band am Boden: William Shakespeares "Romeo und Julia".
Britta Röder legt mit ihrem Debütroman "Die Buchwanderer" eine Liebesgeschichte vor, die all das enthält, was der Leser vom Genre erwartet: Sehnsucht, Herzschmerz, bebende Lippen, alles ist drin. Allerdings nimmt das Buch schon nach wenigen Seiten eine unerwartete, fantastische Wendung. Weiter lesen
ECHO online
Riedstadt
07.Dezember 2011/amo
Der Zauber
geschriebener Worte
Lesung – : Britta Röder erzählt in ihrem
Erstlingsroman, wie beim Lesen
Fiktion und Realität verschwimmen können
Damit gab es in der ehemaligen Feuerwehr-Gerätehalle in der Kirchstraße 16 eine
Dreifachpremiere, wie Theaterleiter Christian Suhr bei der Begrüßung erklärte.
In der Reihe „Wir lesen für Sie“ würde zum ersten Mal ein Autor selber lesen,
erstmals werde eine Schriftstellerin aus Riedstadt vorgestellt, und ebenfalls
neu sei, dass aus einem Erstlingswerk gelesen werde.
„Auf dem Weg zu einer Verabredung, die er an diesem Tag jedoch nicht mehr
einhalten sollte, saß Ron in der Straßenbahn und sah aus dem Fenster.“ So
beginnt Britta Röders Roman, und so begann sie auch ihre Lesung. Ohne
Umschweife und große Vorreden entführte sie die Zuhörer in der gut besuchten
Büchnerbühne in die Welt der Bücher und ihrer Leser, in der die Grenzen
zwischen Fiktion, Traum und Wirklichkeit zunehmend verschwimmen.
Der saumselige Ron lässt spontan die Verabredung mit seinem Cousin Magus sausen
und folgt lieber einer schönen Unbekannten aus der Straßenbahn bis in eine
Bibliothek. Dort verliert er sie aus den Augen – und entdeckt an der Stelle, an
der er sie das letzte Mal gesehen hat, Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ auf
dem Boden. Ron mag nicht an Zufall glauben, hofft auf ein Zeichen und beginnt
mit der Lektüre. Unversehens findet er sich mitten in Verona in einer zünftigen
Schlägerei zwischen den verfeindeten Familien der Capulet und Montague wieder.
Verwirrt fragt er sich, ob er „auf dem Klappentext einen warnenden Hinweis auf
die Gefahren dieser Lektüre überlesen“ habe. Vor allem aber, wie er wieder aus
dieser Geschichte herauskommen solle, wenn er offensichtlich die Grenzen
zwischen Fiktion und Realität nicht mehr wahrnehmen könne. Schnell merkt
„Ronaldo“ auch, wie schwierig es ist, sich in einer bekannten Geschichte
aufzuhalten, ohne den genauen Stand der Handlung zu kennen und ohne den festgelegten
Ablauf durcheinanderzubringen.
Doch nicht nur das. Offenbar hat es auch seine schöne Unbekannte in die Welt
Shakespeares verschlagen. Sie schenkt ihm ein wiedererkennendes Lächeln, dann
ist sie abermals verschwunden. Auf der weiteren Suche nach seiner Liebe wandert
Ron nach „Romeo und Julia“ auch noch durch Alexander Puschkins „Eugen Onegin“
und Miguel Cervantes’ „Don Quijote“ und wird dabei immer mehr Bestandteil des
fiktiven Geschehens.
Britta Röder wurde 1967 in Trier geboren, wuchs in Mainz auf und studierte dort
Romanistik und Slawistik sowie Mittlere und Neuere Geschichte. Sie lebt mit
Mann und Tochter in Riedstadt und arbeitet in Frankfurt bei einem
Fachzeitschriftenverlag. „Bücher waren schon immer meine große Leidenschaft“,
sagt die Autorin über sich selbst. So lag es für sie nahe, ihr erstes Buch über
die Macht und den Zauber geschriebener Worte zu verfassen. Auch wenn das Thema
nicht neu ist – wie zum Beispiel Cornelia Funkes „Tintenherz“-Trilogie oder
Carlos Ruiz Zafóns „Der Schatten des Windes“ zeigen. Doch Britta Röder schaffte
es am Sonntag, auch mit ihrem Buch die Magie der Schriftwelt heraufzubeschwören
und Lust zu machen auf ihre spezielle Wanderung zwischen drei Werken der
Weltliteratur.
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